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Sturmflut 1962 (3)

 



Wie ich die Sturmflut erlebte



Samstag, 17. Februar 1962 (vormittags)
... das Ausmaß der Katastrophe und die Stunden danach

Nachdem der Sturm nachgelassen und das Wasser sich zurückgezogen hatte, konnten wir wieder in unsere Wohnung. Was wir dort zu sehen bekamen, sprengte unsere Vorstellungskraft. Die gesamte Wohnung war voller Schlamm, die Möbel waren bis zu einer Höhe von 1,20 m völlig nass und das Holz dehnte sich bereits an einigen Stellen und fing an aufzuquellen. Die Tapeten waren total verdreckt, hatten sich bereits gelöst und hingen teilweise an den Wänden herunter.

 
 
Flut-Schäden

Während wir die Wohnung nur traurig und fassungslos betrachten konnten, begann in uns die Sorge um meine Großeltern zu wachsen, da sie ebenfalls in einer Parterrewohnung lebten. Diese Wohnung lag in der Fährstraße (ca. 500 m von uns entfernt) schräg gegenüber der Schule 3.

Das Wasser war inzwischen zurückgelaufen, so dass die Straßen weitestgehend begehbar waren. Gefährlich wurde es immer dann, wenn vereinzelte Straßenabschnitte noch im Wasser lagen. Auch wenn es sich nur noch um eine Wasserdecke von ca. 15 cm handelte, konnte man nicht sehen, in welchem Zustand sich die Straße darunter befand.

 
 

Man musste jederzeit damit rechnen, keinen festen Boden unter den Füßen zu haben, weil z.B. Sieldeckel oder Gehwegplatten weggespült wurden. Ich löste das Problem, indem ich den Gehweg vor mir mit einem Besenstiel abtastete.

Als ich bei meinen Großeltern ankam, konnte ich beruhigend feststellen, dass sie von der Sturmflut "verschont" geblieben waren. Die Kellerräume standen zwar auch unter Wasser, aber die Wohnung ist trocken geblieben. Das lag daran, dass dieser Abschnitt der Fährstraße relativ hoch gelegen ist und ihre Wohnung außerdem im Hochparterre lag. Das Wasser kam ca. 10 cm vor ihrer Haustür zum Stillstand.

Nachdem ich meinen Großeltern erzählt hatte, wie es uns ergangen war, packte ich etwas zum Essen ein und machte mich auf den Rückweg. Das war auch zeitlich gesehen dringend erforderlich, da die nächste Flut (diesmal keine Sturmflut) kam. Auf Grund der Tatsache, dass die Deiche an vielen Stellen gebrochen waren, konnte das Wasser nun ungehindert in die Wohngebiete eindringen. Die Straßen standen erneut unter Wasser und in unserer Wohnung stieg das Wasser noch einmal auf eine Höhe von 70 cm an.

Wir blieben noch bis Sonntag (18. Februar) bei unseren Nachbarn und zogen dann zu meinen Großeltern, wo wir dann die nächsten Wochen wohnten.


Nachwort

Trotzdem dieses grauenvolle Ereignis für mich unvergesslich bleiben wird, ist es in keiner Weise mit den Erlebnissen anderer Flutgeschädigter zu vergleichen. Die Bewohner in Kleingartenkolonnien, flüchteten im Nachtzeug auf die Dächer ihrer Lauben und konnten sich darauf kaum oder gar nicht halten. Diejenigen, die es dennoch geschafft hatten, wurden erst Stunden später mit dem Hubschrauber oder mit dem Schlauchboot gerettet.

Sie hatten alles verloren und mussten die nächsten Wochen in öffentlichen Gebäuden - wie Schulen oder Turnhallen - leben. Dieses blieb uns erspart, weil wir bei meinen Großeltern wohnen konnten.


-Autor: Jürgen-

 
 

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