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Sturmflut 1962 (2)

 



Wie ich die Sturmflut erlebte



Samstag, 17. Februar 1962
... in der Nacht als das Wasser kam

Es war kurz vor 2.00 Uhr als ich wegen lauter Geräusche aus meinem ersten Tiefschlaf herausgerissen wurde. Unsere Nachbarn - die auch eine Parterre- wohnung hatten - klopften mit ihren Fäusten gegen unsere Wohnungstür und schrien ganz aufgeregt:

Das Wasser kommt !!! - Das Wasser kommt !!! - Das Wasser kommt !!!

Meine Eltern und ich hatten sie zwar akustisch verstanden, konnten den Inhalt ihrer Worte in dem Moment jedoch nicht nachvollziehen. Während meine Eltern zur Tür gingen um sie zu öffnen, heulten plötzlich die Sirenen und ich hörte ein unheimlich lautes Rauschen, Krachen sowie weitere nicht definierbare Geräusche. Ich ging (noch im Schlafanzug) ans Fenster und traute meinen Augen nicht, was ich da zu sehen bekam.

 
 

Durch unsere Straße schoss das Wasser in einer Höhe von ca. 80 cm, wie ein reißender Strom. Es hatte eine gelbbraune Farbe und war eine schmutzige "Brühe" mit weißgrauen Schaumkronen. Außerdem trieben Holzbalken und -platten sowie Autos im Wasser, die mit voller Wucht gegen die Häuserwände und Laternenpfähle geschleudert wurden.

Als ich plötzlich merkte, dass ich im Wasser stand, begriff ich langsam in welcher Gefahr wir alle schwebten. Was ich gerade erlebte, war kein Traum; es war eine schreckliche und grauenvolle Realität gepaart mit dem ständigen Sirenengeheul.

Überflutete Straßenkreuzung
 
 

Trotzdem ich bereits bis zu den Knien im Wasser stand, versuchte ich noch einige Möbelstücke in Sicherheit zu bringen. Den Fernseher und das Radio stellte ich auf den Wohnzimmerschrank, ohne zu wissen, wie hoch das Wasser in unserer Wohnung noch steigen wird.

Während meine Eltern mir aus dem Treppenhaus zuriefen, dass ich die Wohnung verlassen sollte, stand ich noch in der "gelbbraunen Brühe", die mir inzwischen bis zum Bauch reichte. Mein Schlafanzug war durchnässt und ich fing vor Kälte an zu zittern. Nun war es "höchste Eisenbahn" die Wohnung zu verlassen, was jedoch nicht so ganz einfach war. Die Auslegware und die Teppiche hatten sich im Wasser angehoben und erschwerten mir dadurch das Gehen. Die Wohnzimmertür klemmte und ich musste das Linoleum mit meinen Händen einreißen, um die Tür weit genug aufzubekommen.

Aber irgendwie hatte ich es doch geschafft, ins Treppenhaus zu gelangen. Meine Eltern und ich konnten die restliche Nacht bei unseren Nachbarn, die eine Etage über uns wohnten, verbringen. Wir wurden von ihnen freundlich aufgenommen und ich erhielt eine Decke (zum Aufwärmen) und trockene Kleidung.


 
 

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... das Ausmaß der Katastrophe


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